Nachhaltige Ernährung: Wie kaufe ich regional und saisonal ein?

Aus ErWiN
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Warum saisonale und regionale Lebensmittel klimafreundlicher sind

Sich überwiegend regional und saisonal zu ernähren, hat viele Vorteile für das Klima und die Menschen, die in der Nahrungsmittelindustrie tätig sind. Lebensmittel aus der aktuellen Saison und der eigenen Region verursachen nicht nur weniger CO2-Emissionen, sondern sind oft gesünder, schmecken besser und stärken die Wirtschaft vor Ort.[1] Gleichzeitig werden Kleinbauern gefördert und man selbst entwickelt ein besseres und transparenteres Verständnis für landwirtschaftliche Prozesse und Zusammenhänge.[2]

In einem weiteren Artikel findet ihr noch einmal gesondert Infos dazu, warum genau saisonale und regionale Lebensmittel klimafreundlicher sind. Aber wie kann man eine solche Ernährung überhaupt umsetzen? Und vor allem: Wie und wo kann ich am besten regionale und saisonale Lebensmittel einkaufen?

Tipps für deinen Einkauf von Lebensmitteln

Um dich bei der konkreten Umsetzung einer solchen Ernährung bestmöglich zu unterstützen, haben wir einige Tipps gesammelt, die dir dabei helfen, dich klimafreundlicher zu ernähren und dementsprechend einzukaufen. Denn mit deinem privaten Einkauf beeinflusst du auch deine Ernährung auf der Arbeit, wenn du beispielsweise dein eigenes Essen mit ins Büro nimmst. Diese Tipps kannst du sowohl für deinen privaten Einkauf nutzen als auch für Besorgungen für das Büro.

Vor dem Einkauf

Bevor es an den eigentlichen Einkauf geht, solltest du dir einige Gedanken zu deinem Bedarf machen. Schreibe dazu eine Einkaufsliste mit allen Lebensmitteln, die du benötigst. Am besten überlegst du dir vor dem Einkauf auch, was du wirklich für deinen durchschnittlichen wöchentlichen Bedarf brauchst. Kochlisten, zum Beispiel für eine Woche im voraus, können dir dabei helfen, genau zu planen, welche Lebensmittel du in welchen Mengen brauchst. Der Vorteil: Du musst keine schlecht gewordenen Lebensmittel wie Obst und Gemüse wegwerfen.

Auch eine Bedarfsplanung für das Unternehmen kann für den internen Einkauf sinnvoll sein. Gerade in der Corona-Pandemie und dem damit einhergehenden Trend zu Homeoffice müssen Mengen für Kantinen oft flexibel an den wöchentlichen Bedarf angepasst und dementsprechend bestellt oder eingekauft werden. Aber auch in kleineren Unternehmen ändern sich oft Mengen an benötigten Produkten wie Milch, Kaffee oder Obst für die Mitarbeitenden. Falls du Besorgungen fürs Unternehmen machst, sammle daher am besten vorab, welche Wünsche deine Kolleg*innen haben und welche Produkte sie benötigen.

Regionale Produkte sind in der Regel etwas teurer, was vor allem an der umweltfreundlicheren Herstellung liegt, die meist mit mehr Aufwand und Kosten verbunden ist. Es kann sich daher lohnen, vor dem eigenen Einkauf im Unternehmen oder auch bei benachbarten Firmen anzufragen, ob Interesse an regelmäßigen, gemeinsamen Großbestellungen bei Höfen oder kleineren Läden in der Region besteht, wodurch alle Beteiligten oft etwas Geld sparen können.[3]

Für eine Ernährung passend zur aktuellen Saison lohnt sich außerdem ein Blick in einen Saisonkalender. Er gibt einen schnellen Überblick, welches Obst und Gemüse gerade in Deutschland gemäß den aktuellen Klimabedingungen angebaut und geerntet werden kann. Hier findest du zum Beispiel verschiedene Saisonkalender, sortiert nach Obst, Gemüse oder einzelnen Monaten. Du kannst die Kalender einfach als PDF herunterladen, bei Bedarf ausdrucken und zum Beispiel an den Kühlschrank in der Küche hängen. So kannst du bei deiner Einkaufsplanung direkt nachsehen, welche Lebensmittel aktuell in Deutschland hergestellt und verkauft werden.

Da eine regionale und saisonale Ernährung ein wichtiger Bestandteil von nachhaltiger Ernährung im Allgemeinen ist, solltest du dir darüber hinaus auch Gedanken um die Rahmenbedingungen deines Einkaufs machen. Anstelle von Plastiktüten kannst du beispielsweise Stoffbeutel oder einen Rucksack zum Einkaufen verwenden. Sie sind nicht nur robuster und waschbar, sondern im Gegensatz zur Plastiktüte, die kaum auf natürliche Weise zersetzt werden kann und dabei gefährliches Mikroplastik in der Umwelt freisetzt, vor allem langlebiger.[4] Verstaue am besten vorausschauend immer einen kleinen Stoffbeutel in deiner Tasche oder deinem Auto, sodass du für spontane Einkäufe nicht auf eine Plastiktüte zurückgreifen musst.

Überlege dir vorher auch, ob du mit dem Auto zum Einkaufen fahren musst oder ob du nicht auch mit dem Fahrrad, dem Bus oder sogar zu Fuß deine Besorgungen erledigen kannst. Gerade ein kleiner Einkauf kann oft problemlos in zwei Tüten verstaut und getragen werden.

Während des Einkaufs

Die Nachfrage nach Lebensmitteln aus der eigenen Region steigt in den letzten Jahren stetig und mehr als die Hälfte der Verbraucher*innen ist bereit, einen Aufpreis für regionale Lebensmittel zu zahlen.[5] Manchmal ist es allerdings gar nicht so einfach zu erkennen, ob das Obst und Gemüse in den Regalen im Supermarkt wirklich regional produziert wurde. Mittlerweile existieren viele Arten von Werbung und Produkt-Kennzeichnungen, die auf den ersten Blick zwar Regionalität versprechen, dieses Versprechen allerdings gar nicht einhalten und Produkte auch aus ganz Deutschland beinhalten. Viele Erzeuger, Gastronomen und Verarbeiter schließen sich deshalb zu kleineren Regionalinitiativen zusammen, die allerdings in ihrer Gesamtheit sehr unterschiedliche und individuelle Anforderungen festlegen. Verbraucher*innen stehen dann oft vor der Herausforderung, den Überblick über das Angebot an regionalen Lebensmitteln zu behalten und reale von rein werblichen Angeboten zu unterscheiden. Der Bundesverband der Regionalbewegung e.V. hat aus diesem Grund das Projekt RegioPortal ins Leben gerufen, in dem man sich über Marken, Unternehmen und Produkte aus der eigenen Region informieren kann.

Aber beachte: Bio bedeutet nicht gleich regional. Auch Produkte mit Bio-Siegel werden nicht zwingend in Deutschland hergestellt, sondern oft aus dem Ausland importiert.[6]

Und falls du dir einmal doch unsicher sein solltest, ob die Lebensmittel im Regal wirklich regional und saisonal produziert wurden, frage einfach beim Verkäufer oder Personal nach. Gerade kleinere Bio-Geschäfte, Hofläden oder auch Erzeuger selbst kennen ihre Produkte am besten und können dir detaillierte Auskünfte über deren Anbau, Produktion und Verarbeitung geben.

Um dir den Einkauf zu erleichtern und den Überblick über deine regionale und saisonale Ernährung zu behalten, ist es besonders hilfreich, nur die Produkte auf deiner Einkaufsliste zu kaufen, die du für deine Woche benötigst. Nicht mit leerem Magen einkaufen zu gehen, hilft dir dabei, nur die wirklich nötigen Lebensmittel zu kaufen und nicht alles mitzunehmen, auf das du gerade Hunger hast. Das schont nicht nur das Klima, sondern auch das Portemonnaie.

Nach dem Einkauf

Auch hier gilt: Nach dem Einkauf ist vor dem Einkauf. Wenn du merkst, dass du nach deinen letzten Einkäufen oft Lebensmittel wegwerfen musstest, versuche beim nächsten Einkauf aktiv darauf zu achten, die gekaufte Menge etwas zu reduzieren. So kannst du zum Beispiel ein Mal pro Woche einen größeren Einkauf mit frischen sowie länger haltbaren Lebensmitteln machen und bei einem zweiten Einkauf nur frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Fleisch nachkaufen. Grundsätzlich macht es mehr Sinn, bei Bedarf nochmal kleinere Mengen nachzukaufen anstatt überschüssige Reste zu entsorgen.

Falls du doch einmal zu viele frische Lebensmittel als eigentlich benötigt gekauft hast, gibt es mehrere Möglichkeiten, sie sinnvoll zu verwerten. Solange Obst und Gemüse nicht verdorben ist oder schimmelt, muss du es nicht gleich entsorgen. Weiches oder fast matschiges Obst lässt sich beispielsweise zum Smoothie, Pfannkuchen, Bananenbrot, Kuchen, Marmelade oder zu Obstchips verarbeiten. Im Unternehmen können so zum Beispiel Lebensmittel-Reste sinnvoll verwertet werden und gleichzeitig mit geringem Aufwand gemeinsame Koch- oder Back-Events fürs Team veranstaltet werden.

Wo du regionale und saisonale Lebensmittel kaufen kannst

Gemäß dem Motto „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, kannst du mit ein bisschen Recherche und aufmerksamem Auge schnell herausfinden, wo du am besten regionale und saisonale Lebensmittel einkaufen kannst.

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Auf Wochenmärkten: Viele regionale Erzeuger verkaufen ihre Produkte wie Backwaren, Obst, Gemüse und Fleisch auf den Wochenmärkten in deiner Stadt. Dabei erkennst du oft bereits am Namen, ob sie aus deiner Region stammen. Aber Vorsicht: Viele Betriebe kaufen für mehr Auswahl auch Produkte vom Großmarkt oder verarbeiten Rohstoffe, die nicht unbedingt aus der Region stammen. Frage im Zweifelsfall bei den Verkäufer*innen genau nach.

In Supermärkten: Auch wenn viele Kund*innen es dort noch nicht vermuten, so findet man immer häufiger auch in den meisten Supermärkten regionale und vor allem saisonale Lebensmittel. Äpfel zum Beispiel sind das ganze Jahr über in Deutschland verfügbar. Erdbeeren hingegen werden im deutschen Klima nur zwischen Mai und Juli geerntet. Auch hier gilt: Genau aufs Etikett und in den Saisonkalender schauen.

In Hofläden und auf Bauernhöfen: Hofläden vertreiben meist ihre eigenen Produkte, die oft von nahegelegenen Feldern, Bäumen oder anderen Höfen stammen. Aber auch hier bist du mit einer kurzen Nachfrage zur Herkunft der Produkte auf der sicheren Seite.

Weitere Empfehlungen

Rübenretter oder etepetete: Online bestellt, kommt „krummes“ Obst und Gemüse in einer Box, zum Beispiel als Abo, wöchentlich zu dir nach Hause und wird so vorm Wegwerfen bewahrt.

Marktschwärmer: Regionale Produkte aus deiner Gegend online bestellen und wenige Tage später auf dem Marktschwärmer-Wochenmarkt abholen.

Mundraub: Eine Übersicht an frei zugänglichen Obstbäumen und -sträuchern, an denen man sich kostenlos und ganz legal bedienen kann.

Solidarische Landwirtschaft: Verbraucher*innen schließen sich mit landwirtschaftlichen Betrieben aus der Region zusammen, unterstützen sie finanziell und erhalten dafür im Gegenzug einen Teil der produzierten Lebensmittel für den eigenen Bedarf.

Fazit

Auf eine regionale und saisonale Ernährung zu achten, birgt nicht nur viele Vorteile fürs Klima und die eigene Region, sondern ist auch gar nicht so schwer! Wenn du bereit bist, etwas Zeit und ein bisschen mehr Geld in deine Ernährung zu investieren (das du vielleicht an anderer Stelle einsparen kannst), wirst du schnell die Vorteile darin erkennen. Wenn du Erzeuger*innen und Verkäufer*innen direkt ansprichst, erhältst du meist die besten Auskünfte über Produkte und erfährst gleichzeitig noch viel Wissenswertes über Anbau, Klima und eine gesunde Ernährung.

Und mit ein bisschen Glück kannst du durch deine Ernährungsweise auch auf der Arbeit deine Kolleg*innen im Büro davon überzeugen, sodass gemeinsamem Kochen oder größeren Bestellungen nichts mehr im Wege steht.

Quellen