Nachhaltigkeitsbericht: Was gehört in einen CSR-Report?

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Nachhaltigkeit und Transparenz wird im unternehmerischen Kontext immer wichtiger. Daher gehört es mittlerweile zum guten Ton eines Unternehmens, einen Corporate Social Responsibilty Bericht (CSR-Bericht) zu veröffentlichen. Hier werden alle Maßnahmen zur gesellschaftlichen Verantwortung eines Unternehmens oder einer Organisation erfasst und erläutert. Der CSR-Bericht dient also auch als Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen. [1]

Die meisten CSR-Berichte umfassen Maßnahmen zur wirtschaftlichen, rechtlichen, ethischen sowie philanthropischen Verantwortung eines Unternehmens in Bezug auf Produktion, Vertrieb, Umgang mit Mitarbeitenden, Umwelt und Gesellschaft. Da der CSR-Bericht von vielen Unternehmen oftmals zu PR- und Imagezwecken verwendet wird, lohnt es sich also sowohl bei den Inhalten des Berichts als auch bei der konkreten Umsetzung genau hinzusehen.

Der CSR-Bericht enthält verschiedene Kategorien und wird oftmals anhand der Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDG; https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174) definiert. Die Ziele dienen jedoch nur einer allgemeinen Orientierung. Für eine qualitativ hochwertige und glaubwürdige Berichterstattung kann ein Unternehmen sich auf folgende materielle bzw. inhaltliche Anforderungen beziehen:

Zunächst sollte der Bericht mit einem Unternehmensprofil eingeleitet werden. Darauf folgt eine Beschreibung der Vision, der Strategie und des Managements. Anschließend sollten die Ziele und das Programm der Nachhaltigkeitsstrategie aufgezeigt und erläutert werden. Da sich ein CSR-Bericht nicht nur mit der wirtschaftlichen und ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit befasst, ist ein wesentlicher Punkt der sich ändernden Arbeitswelt, vor allem auch die soziale nachhaltige Dimension in die Berichterstattung mit aufzunehmen. Hierbei geht es vor allem um die Interessen der Mitarbeiter*innen. Falls es sich um ein Dienstleistungsunternehmen handelt, steht die soziale Nachhaltigkeit auch bei der Erläuterung der Wirkung und Verantwortung des Unternehmens im Vordergrund. Sollte es sich um die Herstellung eines Produktes handeln, beinhaltet der CSR-Bericht ebenfalls die ökologischen Aspekte der Produktion, sowie die Produktverantwortung als auch die Verantwortung in der Lieferkette. Doch sowohl bei Produkt- als auch bei Dienstleistungsunternehmen ist ein zentraler Punkt der Berichterstattung das gesellschaftliche Umfeld und die gesellschaftliche Verantwortung der Firmen. [2]

Für die Qualität und Transparenz des Nachhaltigkeitsberichts sind die Glaubwürdigkeit und Offenheit des Berichtes ebenso wichtig wie die Behandlung wesentlicher Themen des Unternehmens. Eine hohe kommunikative Qualität dient nicht nur der authentischen, sondern auch der allgemein verständlichen Wiedergabe des Inhaltes. Die Berichterstattung sollte durchgehend strukturiert sein und das Layout lesefreundlich und sowohl optisch als auch inhaltlich leicht zu erfassen sein. [3]

Unternehmensprofil

Das Unternehmensprofil legt die Hintergrundinformationen dar, die für die Definition und Einordnung der Nachhaltigkeitsaspekte wichtig sind. Dazu gehören Informationen zu Umsatz, Gewinn, Mitarbeiter*innen und Standorten, aber auch zu den Geschäftsbereichen, Produkt- und Kundengruppen. Hierzu gehört vor allem auch die Jahresbilanz des Unternehmens in den angeführten Punkten, auch die Herausstellung signifikanter Veränderungen innerhalb des Unternehmens sind hier aufzuführen. Auch die Rechtsform und die Eigentumsverhältnisse, sowie Stimmrechte, Anteile und Sonderregelungen für innerbetriebliche Prozesse sollten zusammengefasst und verständlich dargelegt werden. Diese grundlegenden Informationen sind wichtig für das Verständnis von real umzusetzenden Maßnahmen und bieten eine Möglichkeit, den Prozess der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit über mehrere Jahre hinweg festhalten und analysieren zu können.

Vision, Strategie und Management

In diesem Teil des Berichtes geht es um die grundsätzliche Analyse von sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen der Geschäftsaktivitäten/Dienstleistungen. Auch die Wettbewerbsfähigkeit sowie Chancen und Risiken der Stakeholder (Teilhaber*innen, Investor*innen, Anteilseigner*innen etc.) werden analysiert bzw. eingeschätzt und in nachhaltige Ziele, Strategien, Strukturen und Handlungsvorgaben übersetzt. Dieser Teil des Berichtes wird auch gerne als Wesentlichkeitsanalyse bezeichnet, da hier systematisch dargestellt wird, welche relevante Beteiligung interner und externer Anspruchsgruppen gegeben ist, um Nachhaltigkeitsthematiken herauszuarbeiten und festzulegen. Hierbei wird nicht nur die Unternehmensstrategie beleuchtet, sondern auch dargelegt, welche Regeln und Strukturen zur Sicherung rechtlicher Grundsätze in Bezug auf Umweltrecht, Menschen- und Arbeitnehmerrechte sowie Wettbewerbsrecht in einem Unternehmen aktiv angewendet werden und wo hier eventuelle Verstöße zu verzeichnen sind. Die Steuerung nachhaltiger Prozesse soll hierbei möglichst transparent dargelegt werden.

Ziele und Programm

Ein guter CSR-Bericht definiert zunächst einen Zeitraum, über den berichtet wird, welche Zielsetzungen festgelegt wurden und welche konkreten Maßnahmen das Unternehmen aus seiner Nachhaltigkeitsstrategie ableitet. Die Berichterstattung erfolgt über die konkrete Umsetzung der formulierten Ziele und Maßnahmen für den festgelegten Zeitraum (normalerweise ein Jahr). Durch die Festlegung eines Zeitraums, können Leser*innen feststellen, welche Prioritäten die einzelnen Transfomationsbereiche in dem jeweiligen Unternehmen genießen. Diese Vorgehensweise ermöglicht es dem Unternehmen jedoch auch selbst nachzuvollziehen, wie Themenfelder abgeleitet wurden und wie die Nachhaltigkeitsstrategie im fortlaufenden Prozess funktioniert. Hierbei ist eine stetige Beobachtung des Prozesses Teil des nachhaltigen Wandels einer Organisation. Die Nachhaltigkeitsziele werden also mit dem konkreten Programm analysiert und stellen dessen Maßnahmen und Wirkung vor. [4]

Interessen der Mitarbeiter*innen

Soziale Verantwortung bedeutet im Unternehmenskontext nicht nur, dass auf die Menschen im Umfeld des Unternehmens, die Kommune, sowie Kund*innen, Konsumen*innen, Klient*innen Rücksicht genommen wird. Die soziale Nachhaltigkeit eines Unternehmens bezieht sich vor allem nach innen. Es geht um die Verantwortung, die eine arbeitgebende Organisation gegenüber seinen aktuellen und zukünftigen Beschäftigten übernimmt. Hier gilt die Einhaltung der Menschen- und Arbeitnehmerrechte. Aber auch ein generelles Verständnis für Interessens- und Schutzmaßnahmen der Beschäftigten. Hierzu gilt es, etablierte Normen und Standards des Arbeitsmarktes zu verfolgen, aber auch auf den demografischen Wandel in der Unternehmenskultur zu reagieren und diesen wahrzunehmen. Der Bericht sollte einen umfassenden Überblick über die unternehmerische Entgeltpolitik, Arbeitszeitregelungen, Ausbildung und systematische Personalentwicklung geben. Vor allem aber beinhaltet dieses Kapitel die Leitlinie zur Förderung von Vielfalt und Chancengleichheit. Für die Transparenz des Berichtes ist eine Abbildung exemplarischer Maßnahmen sinnvoll. Gesundheit, Sicherheit und die Zufriendheit der Mitarbeitenden sollte Teil des Nachhaltigkeitsprogramms sein und stetig anhand gesellschaftlicher Entwicklungen hinterfragt und ausgearbeitet werden. Ein zentraler Punkt der modernen Arbeitswelt für Unternehmen ist, die Arbeitgeberattraktivität nachhaltig zu sichern. [5]

Ökologische Aspekte der Produktion

Zu den ökologischen Aspekten der Produktion gehören der Ressourcenverbrauch und der Schadstoffausstoß. Diese müssen für einen Nachhaltigkeitsbericht analysiert und ausgewertet werden, um eine systemische Optimierung im Produktionsprozess und -verfahren zu ermöglichen. Ziel ist es, das Energiemanagement und den Klimaschutz in der gesamten Produktion mitzudenken und sowohl die Schadstoffemissionen in die Luft als auch die Lärmemissionen zu reduzieren. Außerdem gehört zu diesen Aspekten die Aufschlüsselung der verwendeten Rohstoffe und Materialien sowie Details zum Abfall- und Wassermanagement. [6] Die gesamte Logistik zum Beispiel beim Transport und den ausgelagerten Prozessen wird hier aufgelistet, um mögliche Freisetzungen von Schadstoffen zu betrachten und zukünftig zu reduzieren. Eine Betrachtung der Logistik ermöglicht die Ableitung von Lösungsmethoden wie die Minimierung von Verkehrswegen oder die Umstellung der Art der Materialien und der Transportmittel. Alle Angaben sind bestenfalls mit den Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf die Natur, die Flächen und die Artenvielfalt darzustellen.

Produktverantwortung

Mit Produktverantwortung ist die Auswirkung des Produktlebenszyklus auf die Umwelt gemeint. Inwiefern ist ein Produkt oder eine Dienstleistung an Nachhaltigkeitsanforderungen ausgerichtet? Unter dem Produktlebenszyklus versteht man die Darstellung von Material, Herstellung, Transport, Lebensdauer und Entsorgungs- bzw. Recyclingmöglichkeit. Auch die Informationskultur gegenüber Kund*innen sowie dem Verbraucherschutz sind Teil eines nachhaltigen Produktlebenszyklus. Im Vordergrund steht hierbei nicht die Schadensanalyse, sondern die stetige Verbesserung der sozialen und ökologischen Aspekte der Produktentwicklung sowie der Produktpalette. Das Produktportfolio wird auf Umweltverträglichkeit sowie auf die positiven und negativen gesellschaftlichen Auswirkungen, die Produkte gegebenenfalls haben, hinterfragt.

Verantwortung in der Lieferkette

Auch die Lieferkette ist Teil der Verantwortung eines Unternehmens. Erste Schritte zu einer breit angelegten Regulierung des Prozesses traten in Deutschland am 25. Juni 2021 mit dem Lieferkettengesetz in Kraft. Dieses dient dem Schutz und der Verbesserung der Menschenrechte in der globalen Lieferkette. Vor allem will diese Gesetzgebung Kinderarbeit verhindern und dem Arbeiten unter menschenunwürdigen Bedingungen vorbeugen und schließt dabei auch die Verantwortung deutscher Unternehmen gegenüber ihren internationalen Zulieferfirmen mit ein. [7] Daher ist es wichtig, dass Firmen sich mit den Gegebenheiten ausgelagerter Prozesse beschäftigen. Hierbei sollen Missstände vermieden werden, es geht um die Sicherstellung von Umwelt- sowie Menschenrechts-, Arbeits- und Sozialstandards in der Lieferkette. Dazu kommt die Betrachtung der ökologischen und sozialen Risiken, negative Auswirkungen sowie Entwicklungspotentiale entlang der Lieferprozesse. Die Einhaltung nachhaltiger Standards bei wesentlichen Beschaffungen dient der generellen Fairness im Wettbewerb und soll langfristig zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lieferant*innen dienen.

Gesellschaftliches Umfeld / Gesellschaftliche Verantwortung

In diesem Abschnitt des Berichtes hat ein Unternehmen die Möglichkeit, über Nachhaltigkeitsbemühungen auch jenseits seines Kerngeschäfts zu informieren. Das bedeutet, dass hier transparent über politisches, gesellschaftliches, regionales und ehrenamtliches Engagement berichtet werden kann. Da dies außerhalb der grundlegenden Verantwortung eines Betriebs liegt, ist diese Auflistung rein freiwillig und dient der Darstellung des Mehrwerts, den ein Unternehmen aus sich heraus leistet. Für eine gute Berichterstattung gehört hierzu jedoch auch die Transparenz hinsichtlich steuerlicher Vorteile oder Subventionen durch außerbetriebliches Engagement. Vor allem größere und global agierende Unternehmen stellen hierbei ihre Position dar, die sie gegenüber nachhaltigkeitsrelevanten Themen beziehen. Auch die Lobbyarbeit und Kooperationsbereitschaft sowie die nationale und internationale Wirkung eines Unternehmens wird hier erläutert. Bestenfalls stellt ein Unternehmen abschließend ein Konzept und die daraus abgeleiteten Aktivitäten zur Förderung gemeinnütziger Zwecke dar – z.B. in den Bereichen Sport, Kultur, Wissenschaft und Bildung. [8]

Quellen