Welche Zahlen und Fakten kann ich zum Überzeugen nutzen?
Manchmal bedarf es neben Appellen an das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gesellschaft und zukünftigen Generationen mehr Argumente, um am Arbeitsplatz Kolleg*innen vom Thema Nachhaltigkeit zu überzeugen. Argumentationshilfen haben wir bereits im Artikel Wie kann ich die Entscheider*innen im Unternehmen von Nachhaltigkeit überzeugen? dargestellt.
An dieser Stelle wollen wir noch einige Zahlen und Fakten anschaulich zusammenstellen, die ihr zusätzlich als Stützen für eure Argumentation heranziehen könnt, um das Nachhaltigkeitsthema bei eurem Arbeitgeber zu etablieren.
Bedeutung von Nachhaltigkeit gegenüber Kund*innen
- Für 54 % der Konsument*innen spielen soziale und ökologische Verantwortung von Unternehmen bei der Kaufentscheidung eine bedeutende Rolle. Seit 2016 hat sich dieser Anteil stetig vergrößert und ist um 10 % innerhalb von vier Jahren gewachsen (Stand 2020). Nur 11 % der Konsument*innen geben an, keinen Wert darauf zu legen. [1]
- Für die meisten Deutschen ist bewusster Konsum der erste Hebel, den sie persönlich für die Förderung von Nachhaltigkeit gehen wollen – 68 % geben dies als Option an. [2]
- Die Zahlungsbereitschaft von Konsument*innen für umweltfreundliche Produkte ist seit 2015 bis 2019 um 24 % gestiegen. [3]
- Etwa 65 % der Konsument*innen geben an bereit zu sein, für nachhaltige Produkte mehr zu zahlen. [4]
- Der Preisanstieg sollte sich jedoch auf maximal 21-30 % beschränken, denn nur ca. 35 % der Konsument*innen wären bereit, mehr als 30 % teurere, aber dafür nachhaltige Produkte zu kaufen. 65 % der Konsument*innen geben einen Wert niedriger als 30 % an, der ihre Toleranzgrenze kennzeichnet. [5]
- Für eine nachhaltige Verpackung von günstigen Gütern wären nur 17 % der Konsument*innen nicht bereit, einen Aufpreis zu zahlen – 83 % der Konsument*innen würden also einen Aufpreis in Kauf nehmen. [6]
- Fair Trade ist auf dem Vormarsch: Vergleicht man 2013 mit 2021, so wuchs die Anzahl an Personen, die auf Produkte aus fairem Handel achten, um 25 % (von 11,98 Mio. Personen auf 15,98 Personen in Deutschland).[7]
- Konkrete Aspekte der Nachhaltigkeit von Produkten und Services, auf die Konsument*innen besonderen Wert legen [8]. Die Zahlen zeigen, dass man nicht unbedingt Label nutzen muss, sondern vor allem die eigenen Bemühungen glaubhaft darstellen sollte:
- Verpackung: 56 %
- Tierwohl: 55 %
- Fair Trade: 49 %
- Regionalität: 45 %
- Vermeidung von umweltbelastenden Rohstoffen (z.B. Palmöl): 45 %
- CO2-Vermeidung: 42 %
- Nachwachsende Rohstoffe: 40 %
- Öko-Klassifizierung (z.B. Labels wie Bio/Demeter): 20 %
- 85 % der Konsument*innen erwarten Transparenz in der Lieferkette für Bekleidung. Sie wollen wissen, wie Unternehmen ihre Ware beziehen bzw. herstellen, um möglichst gut informiert eine Kaufentscheidung treffen zu können.[9]
Bedeutung von Nachhaltigkeit für Mitarbeiter*innen
Zu den 5 wichtigsten Faktoren für Studierende bei der Wahl des künftigen Arbeitgebers zählen für...[10]
- ... 21 % die Vorbildfunktion (Nachhaltiges Handeln) des Unternehmens,
- ... 15 % das gesellschaftliche Engagement und
- ... 14 % die Reputation des Unternehmens neben so zentralen Faktoren wie Jobsicherheit (67 %) oder Gehalt (55 %).
Bedeutung von Nachhaltigkeit für die Zukunftsfähigkeit
Es wird bis 2025 von einem starken Wachstum innerhalb des GreenTech-Bereichs ausgegangen. Dabei zählen nachhaltige Mobilität, Rohstoff- und Materialeffizienz sowie Ansätze der Kreislaufwirtschaft mit +10,2 %, +8,1 % und 7,4 % (verglichen mit 2016) zu den vielversprechendsten Märkten, während auch Energieeffizienz, Energieerzeugung sowie die nachhaltige Wasserwirtschaft als Wachstumsmärkte identifiziert werden. Es wird für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz ein globales Marktvolumen von 5.902 Milliarden Euro für 2025 prognostiziert. [11]
Bedeutung von Nachhaltigkeit als Unternehmensphilosophie
Während 36,2 % der befragten Unternehmen angeben, ihre Kund*innen verlangten nachhaltige Produkte und Dienstleistungen und 29,9 % Nachhaltigkeit als ihre Unternehmensphilosophie bezeichnen, gehen nur 26,9 % über gesetzliche Nachhaltigkeitsvorgaben bei ihrer Geschäftstätigkeit hinaus.[12] Der Vorwurf des Greenwashings, aber auch der Definition von Nachhaltigkeit aus Kund*innen- vs. Unternehmensperspektive eröffnen sich hier als diskussionsbedürftig. Doch wird deutlich: Nur ca. ein Viertel der Unternehmen arbeitet aktiv an ihrem Nachhaltigkeitskonzept und forciert die eigenen Konzepte aus ökologischer und sozialer Perspektive so konsequent, dass sie über Mindeststandards hinauswachsen. Genau dieses Engagement hätte aber gegenüber Konsument*innen eine starke Signalwirkung in Abgrenzung zu den Unternehmen, die nur das gesetzliche Minimum erfüllen.
Aktuelle Entwicklungen, die nachhaltige Produktionsweisen nahelegen
Neben den positiven Effekten, die eine nachhaltige Firmenphilosophie mit sich bringt, gibt es Entwicklungen auf dem Weltmarkt, die eine zusätzliche Motivation für eine nachhaltige Unternehmensstrategie darstellen. Dazu zählen:
- Steigende Energiepreise: Autarkie dank erneuerbarer Energie vom eigenen Unternehmensgelände macht unabhängiger, Anlagen refinanzieren sich schneller.
- Lieferengpässe aus Fernost: Abhängigkeit von globalen Lieferketten durch lokale/regionale Produktion umgehen.
- Steigende Rohstoffpreise & begrenzte Ressourcen: Durch Recycling oder Circular Economy Ansätze Rohstoffengpässe und -preise umgehen.
Quellen
- ↑ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/182042/umfrage/kaufkriterium-soziale-verantwortung-oekologische-verantwortung/ , letzter Zugriff am 16.10.2021
- ↑ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/820385/umfrage/persoenliches-engagement-zur-foerderung-von-nachhaltigkeit-in-deutschland/ , letzter Zugriff am 16.10.2021
- ↑ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/264571/umfrage/kaeufertypen-zahlungsbereitschaft-fuer-umweltfreundliche-produkte/ , letzter Zugriff am 16.10.2021
- ↑ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1154612/umfrage/umfrage-zum-persoenlichen-verhalten-beim-thema-nachhaltigkeit-in-deutschland/ , letzter Zugriff am 16.10.2021
- ↑ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1154639/umfrage/umfrage-zur-preisbereitschaft-bei-nachhaltigen-produkten/ , letzter Zugriff am 16.10.2021
- ↑ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1227626/umfrage/umfrage-zur-zahlungsbereitschaft-fuer-nachhaltige-verpackungen-aufpreis/ , letzter Zugriff am 16.10.2021
- ↑ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/264566/umfrage/kaeufertypen-bevorzugung-von-produkten-aus-fairem-handel-fair-trade/ , letzter Zugriff am 16.10.2021
- ↑ https://de.statista.com/prognosen/1222271/umfrage-in-deutschland-zu-den-wichtigsten-aspekten-von-nachhaltigkeit , letzter Zugriff am 16.10.2021
- ↑ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1201078/umfrage/umfrage-transparenz-in-der-lieferkette-mode/ , letzter Zugriff am 16.10.2021
- ↑ EY Studierendenstudie 2020 S. 21, https://assets.ey.com/content/dam/ey-sites/ey-com/de_de/news/2020/10/ey-studierenden-studie-2020-ziele-werte-perspektiven.pdf , letzter Zugriff am 16.10.2021
- ↑ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36358/umfrage/potenziale-ausgewaehlter-leitmaerkte-im-maschinenbau-2005-2020/ , letzter Zugriff am 16.10.2021
- ↑ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1089282/umfrage/umfrage-zur-bedeutung-oekologischer-nachhaltigkeit-in-deutschen-unternehmen/ , letzter Zugriff am 16.10.2021